Steht im Bescheid, dass Sie ein Baugrundgutachten benötigen? Oder wird es vom Architekten für weitere Planungsschritte verlangt? Ist das Bauvorhaben dadurch in Gefahr oder ist deswegen mit massiven Mehrkosten zu rechnen? Letzteres trifft in den meisten Fällen nicht zu. Im Gegenteil, das Gutachten bringt mehr Planungssicherheit und reduziert langfristig das Baugrundrisiko.
Gründungsgutachten, Baugrunduntersuchung oder geotechnischer Bericht sind gleichbedeutend mit dem Begriff Baugrundgutachten. Bausachverständige, Baustatiker, Geologen und Architekten empfehlen bei den meisten Bauvorhaben eine Baugrunduntersuchung in einer frühen Projektphase. Im besten Fall vor dem Grundkauf oder andernfalls bevor konkrete Pläne ausgearbeitet werden.
Von Natur aus können die Eigenschaften eines Bodens im Bereich von wenigen Metern sehr unterschiedlich sein. Hierbei spricht der Fachmann von Heterogenitäten im Untergrund. Zudem finden in Böden dynamische und komplexe Prozesse über grosse Zeiträume statt. Böden und Lockergesteine sind ein Gemisch aus Luft, Wasser und Feststoffen mit unterschiedlichsten Zusammensetzungen und Eigenschaften. Damit die Last eines Gebäudes vom Untergrund getragen werden kann, muss das Fundament entsprechend berechnet werden. Für eine seriöse Berechnung müssen die Verhältnisse im Untergrund bekannt sein. Dies kann nur der fachkundige und erfahrene Blick eines Geologen sicherstellen.
In Österreich trägt der Bauherr das Baugrundrisiko und muss somit für nicht geplante Zusatzkosten aufkommen. Dazu gehören das Abtragen von felsigem Untergrund, Massnahmen bei ungünstigen Grundwasserverhältnissen und gering tragfähigem Boden oder Kosten durch Schadstoffe im Untergrund (Thema Schadstoffe/Altlasten). Deshalb ist der Architekt verpflichtet, den Bauherrn in einem frühen Stadium der Planung auf die Notwendigkeit eines Baugrundgutachtens hinzuweisen. Die Erstellung eines Baugrundgutachtens bringt die nötigen Grundlagen für den Architekten/Statiker bei der Planung der Fundamente und minimiert gleichzeitig das Kosten- und Baugrundrisiko des Bauherrn.
Für die Erstellung eines Baugrundgutachtens gibt es eine europäische und eine österreichische Norm (Eurocode 7, ÖNORM B 1997). Folglich wird es in Form eines geotechnischen Berichtes ausgestellt. Hierbei werden zuerst verschiedene geologische und geographische Daten gesammelt und ausgewertet. Dafür stehen in den Geo-Datenbanken der Bundesländer viele Informationen zur Verfügung. Diese reichen von geogenen Gefahren bis zur Geologie und der Hydrogeologie, von Altlasten bis hin zur Erdbebenbeanspruchung im Projektgebiet.
Auf Grundlage dieser Informationen und der Pläne des Bauvorhabens kann ein Untersuchungsprogramm auf dem Baugrund festgelegt werden. Zur Untersuchung werden “Aufschlüsse” mittels Baggerschürfe, Bohrungen oder Rammsondierungen erstellt. Gleichzeitig finden vor Ort die “Bodenansprache” und Dokumentation der “Aufschlüsse” durch einen Geologen statt. Falls nötig, werden ergänzend Feldversuche, Probenahmen und Untersuchungen im Labor durchgeführt.
Der technische Bericht enthält die Resultate aus der Datenbankrecherche und die Befunde aus den Untersuchungen. Dazu werden Bodenkennwerte, Gründungsempfehlungen, Baugrubensicherheitskonzepte, hydrogeologische Parameter und Angaben zur Stabilität und zur Tragfähigkeit des Bodens aufgeführt. Auf dieser Grundlage kann der Architekt das Bauvorhaben entsprechend planen.
Die Preise für ein geotechnisches Gutachten sind sehr unterschiedlich, da nach Aufwand abgerechnet wird. Im Vergleich zu anderen geologischen Gutachten sind geotechnische Gutachten eher im unteren Preissegment angesiedelt, da sich der Aufwand vergleichsmässig in Grenzen hält.
Für das Untersuchungsprogramm auf dem Baugrund fallen Kosten für einen Bagger oder eine Rammsonde an. Dies kostet schnell einmal 400-500 Euro, eine Rammsonde ist in der Regel deutlich teurer. Hinzu kommen die Kosten für den Geologen, welcher die Untergrunderkundung protokolliert. Mit An- und Abfahrt nimmt dies mindestens 3-4 Stunden in Anspruch und bei einem Stundensatz von 120 Euro kommen dafür konservativ gerechnet 400-500 Euro zusammen. Für die Erstellung des Berichtes und die Auswertung der gewonnenen Daten werden in der Regel zusätzliche 5-6 Stunden benötigt, was weitere 600-700 Euro kostet. Manchmal fallen auch Kosten für eine GPS Vermessung oder eine Laboranalyse an. Hinzu kommen Nebenkosten und die Mehrwertsteuer. Entsprechend ist für ein geotechnisches Gutachten mit Kosten von 1700 Euro und mehr zu rechnen.
Für kleine Projekte ist es manchmal auch möglich, ein geotechnisches Gutachten für weniger Geld zu bekommen. Bei Preisen unter 1500 Euro ist jedoch Vorsicht geboten. Kann ein Büro günstiger anbieten, leidet meistens die Qualität. Ausnahmen sind sehr gute lokale Kenntnisse und lokale Projekterfahrung des Geologen, ein kurzer Anfahrtsweg oder ein vorhandener Bagger.
Sei noch gesagt, diese Zahlen gelten für kleine Projekte (Einfamilienhäuser und dergleichen) an einem gut zugänglichen und unkomplizierten Projektstandort. Die Kosten für ein geotechnisches Gutachten sind damit im Promille – Bereich der Kosten des gesamten Bauvorhabens angesiedelt. In Anbetracht, dass die Kosten für Folgeschäden am Gebäude deutlich höher liegen, ist eine Untergrunderkundung vor dem Kauf des Grundes oder spätestens in der Planungsphase des Bauvorhabens sehr zu empfehlen.